Es geht in dieser Geschichte um Sex, PS, Drogen, Reggae und dub-quake im 4D 20.000 Watt Soundsystem, 50 KW power chargers, diskrete Vermögen und mächtige Seilschaften, Big Data, biodiverse Fäkalien, Bienensterben und Imkern, Hecken, 70 km/h „lahmarschiges“ Fahren auf der Autobahn, kaputte Stromtankstellen, Frieren am Wechsel, Klimarettung in Tracht bei Bier und steirischer Volksmusik, Pinkeln in Pinkafeld, Immobilität der E-Mobilität, Beinheizung beim Mitternachtskaffee. Der alte Wassertrinker und seine Pläne mit den 2 Mädels, die ihn um 2 Uhr Nachts bei einer Autobahn-Raststelle/Motel begleiten. Überhaupt wieso die Zahl 2 nie überschritten werden darf, und was es alles an einem e-Golf gibt, das man abschalten kann. Der e-Golf: das beste Produkt von VW seit dem Release des ersten 911 Turbo.

Wer? Die Hauptdarsteller

Ohne Philipp Lederle von Reisebunt gäbe es diese Geschichte nicht. Sein hohes Fieber hat unseren Electric Roadtrip erst ermöglicht, denn durch seine krankheitsbedingte Absage, musste einer von uns die Fahrplanung übernehmen. Die gute Nachricht: Er hat es überlebt, und wir auch…

Das erste Mal oben am Berg am Mittag (v.l.n.r.): Armand Colard geschäftsführender Gesellschafter von Cleanvest by ESG+, Niko Bogianzidis Geschäftsführer von Öklo GmbH und Peter Comhaire, euer Ögreissler hier in eigens für die Veranstaltung in Greenstart-farbenem Pulli, und Geschäftsführer von Gr.-Enz&Los GmbH, das mit micromacro ins Rennen um einen der Top-3 Plätze bei Greenstart mitmacht.

 

Wo? Allerheiligen bei Wildon im Bezirk Leibniz.

Wo bitte? Genau, es gibt ein Dorf in der Steiermark das so heißt. Es liegt im Bezirk Leibniz. Dieser Bezirk hat laut des sehr netten anwesenden Landrats sehr viele Bauern, die größte Weinproduktion Österreichs und den beste Wein weltweit. Und auch sehr viele Milchbauern mit Spitzenmilch, nein, überhaupt die beste Milch seit Maria mit Stillen aufgehört hat (meine freie Interpretation). Ach ja, etwas vom Klima hat er auch erzählt. Der Bezirk ist aber auch sehr modern. Und sogar veganes Essen wurde am Abend aufgetischt. Dieses mal mussten Niko und Armand nicht von trockenem Brot und Wasser leben. Modern, trendy und Leibniz ist richtig ein Spitzenbezirk! Ach ja, wenn euch der Name Leibniz was sagt, der gleichnamige Schriftsteller kam aus Hannover, und die Butterkekse dieser Marke sind auch aus Deutschland.

Was kann man noch über Allerheiligen sagen?

Es gibt keinen Bahnhof, keine U-Bahnhaltestelle, keinen Flughafen in Allerheiligen bei Wildon. Es gibt jedoch einen Fußballplatz, ein Schloss und ein Gemeindeamt. Ohne Auto ist der Ort kaum erreichbar. Umweltfreundlich wie wir sind, haben wir sofort ein Carpooling organisiert. Denn, wie bereits früher im Blog beschrieben, ist Carpooling eine der besten Wege sich weniger Klima-belastend fort zu bewegen.

 

 

Tesla auf dem KEM treffen in Allerheiligen

Das Dorf Allerheiligen bei Wildon hat auch Strom. Genauer gesagt: das Dorf hat Starkstrom. Denn um ein Treffen der Manager der Klima Energie Modellregionen aus Österreich stattfinden zu lassen, so verlangt es das fürs Klima zuständige Tourismus-Ministerium, braucht es ordentlich Starkstrom. Letztlich sollten alle E-Karossen der KEM-Manager aufgeladen werden können. Eines dieser Hübschlinge hat Armand für dieses Bild liebevoll gestreichelt. Dieses günstige Importfahrzeug eines Österreich-Kroatischen Erfinders (übrigens auch ein „Niko“, der den Gerüchten nach auch den Wechselstrom erfunden hat) hat seine Zuneigung nicht erwidert und hat Armand tatsächlich nicht rein gelassen.

Sogar Alexander Gerst hat es vom Weltraum aus gesehen: Allerheiligen bei Wildon erleuchtet die Steiermark. Es hat Strom! Sogar zusätzliche extra Strom-Ladesäulen wurden von einem Sponsor für die Konferenz angebracht. Leider haben die bei unserem e-Golf nicht funktioniert.

Das wichtigste jedoch, was das Leben ausmacht, sind die ur-netten, sich gegenseitig unterstützenden Dorfbewohner. Daher nochmals ein riesen-grosses Dankeschön an den sehr netten Nachbarn vom Fussballplatz des SV Union Raika Teschl-Brot, der uns kostenlos ein Anzapfen seiner Solaranlage angeboten hat, wodurch wir im Laufe des Tages den e-Golf doch etwas aufladen konnten.

Wieso wir?

Als Greenstart-Finalist mit Micromacro, einem Schwester-Projekt vom Ögreissler, war ich eingeladen mit den anderen 9 Finalisten für ein paar Minuten auf einem Marktplatz beim Treffen der Klima Energie Modell Regionen unser Projekt vorzustellen. Ziel dieses sehr gut organisierten Treffens ist es den Wissenspool dieser Menschen anzuzapfen und mögliche Partner und neue Kunden in den anderen Regionen Österreichs zu finden. Ein kleiner Hinweis: Der CO2-Ausstoß in 2018 ist in Österreich stärker gestiegen als im Vorjahr. Das Treffen war also dringend notwendig. Das heurige Treffen war sehr gelungen, es hat vielen Projekten einen richtigen Schub gegeben und macht Mut. Auch Micromacro hat hiervon profitiert. Danke nochmal an Mag. Christoph Wolfsegger vom Klima Energie Fond, seinem Team und der Gemeinde für die wirklich hervorragende Organisation!

Das Auto.

Allerheiligen liegt 215 km von Groß-Enzersdorf entfernt. Im Mittelalter wäre das also ein 4-tägiger Fußmarsch. Oder einmal zwischendurch mit einem schnell-lade-fähigem E-Auto der vorletzten Generation Strom laden.

Da das Ögreissler Lieferauto, der Schlumpf,  doch etwas zu wenig Reichweite hat, und auch keine Schnellladefunktion hat, durften wir freundlicherweise den e-Golf der Ehegattin des Ögreisslers benutzen.

Die Ehegattin ist übrigens die schönste, schlaueste, liebevollste aber auch die durchsetzungsfähigste Deutsch-Ägypterin dieser Welt! Ein Archäologe mit hunderten Jahren Erfahrungen hat es mir einmal bestätigt: wer ihr nur einmal in die Augen geschaut hat, versteht, wieso es Cleopatra gelungen ist Caesar in dieser geschichtsträchtige Herbstnacht vor 2067 Jahre für sich zu gewinnen. Nach nur einem Blick in die Augen der damals 21-jährigen, hat der 53 jährige Heeres-Anführer sich auf ihre Seite geschlagen und trotz einer, an sich fast aussichtslosen militärischen Lage, die Ptolemäischen Truppen bekämpft und am Ende gesiegt.

 

 

Unser Vormittag:

  1. Der Ögreissler musste an diesem Vormittags in Wien Frisch-Milch ausliefern.
  2. Niko hatte noch am Vormittag eine Vorlesung über goldenen Fäkalien in der Produktionsschule „Spacelab“ der Volkshilfe Wien. Genau, die sitzen im gleichen Gebäude wie die sympatischen Kernspalter vom Kern-Tec , einem anderen Greenstart Finalist.
  3. Armand hat noch schnell einen Investment-Fond umgewertet, weil er herausgefunden hat, dass ein Tochterunternehmen doch in Öl investiert.
Tacho Anzeige des voll aufgeladenen E-Golfs

Der e-Golf hat Lust in den Tag hineinzufahren. Wieso, lieber Niedersächsischer Konzern, ist bei einen Elektro Auto ein Öl-Service fällig? Ein Software Fehler? Jedenfalls 180 km Reichweite, das geht sich doch fast aus.

Also 11:30 Abfahrt.

 

Da Niko noch nie E-Auto gefahren ist, und Armand einen e-Zoe hat, musste das Potential des e-Golfes einmal eruiert werden (wir bleiben halt doch kleine Jungs). Bei der Ampel am Praterstern durften kurz alle Pferden auslaufen (also ganze 1,2 Sekunden bis 50 km/h versteht sich). Aber nur einmalig und danach gleich auf Eco+ Modus umschalten, damit es für die weite Strecke reicht. Dieser kurze Energiestoß reichte jedoch, um Armand, den PS-begeisterten E-Auto-Fahrer, ein mildes Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Niko aber war nicht so beeindruckt. Ein Freund von ihm hat einen Subaro Imprezo umgebaut, und der hat 760 PS drauf. Doch ihm ist aufgefallen, dass der E-Golf um einiges leiser ist…

Musik

Einmal auf der Autobahn angekommen, war das Thema der Schaffung der Schallwellen immer noch im Gespräch. Es stellte sich heraus, dass wir alle drei Musikschöpfende sind.

  • Armand hat über eine Dekade in einer Punkrock Band gespielt.
  • Niko hat mit Shalamanda HiFi ein eigenes 20.000 Watt dub-quake Soundkonzept umgesetzt und erfolgreich in Europa etabliert. Nachdem er sich um die Ausscheidungen dieser Welt beschäftigt hat, ist es leider etwas in den Hintergrund gerutscht.
  • und der Ögreissler, der bläst bei der Franzensdorfer Ortsmusik Böhmisches, Modernes und Experimentelles.

Nach einer halben Stunde auf der Autobahn wird es Niko, der hinten sitzt, doch etwas fad: „hey Ögreissler, wieso fährst so lahmarschig auf der Autobahn, geht es nicht schneller?“

Ein typischer E-Auto Neuling 😉

Ebenso typische E-Fahrer Antwort: „Ja, es geht schneller, aber dann sind wir nicht rechtzeitig da.

„Oida, ich habe mich noch nie so unmobil gefühlt.“ Da eh 30 Minuten Puffer eingeplant war, geht es sich locker aus 😉

Doch dann kam der Wechsel…

Der Berg und die Kälte

Unten am Berg hatten wir noch 33 km Reichweite, und die angezielte 50 kW Gleichstrom Tankstelle in Schäffern, hinter dem Berg, war nur noch 25 km entfernt. Ein Hungergefühl setzte ein, also eine Pause durfte eh bald sein. Von Schäffern sind es noch um die 100 km, also 10 Minuten schnell-laden, eine Kleinigkeit dort essen, müsste ausreichen und gäben immer noch 20 Minuten Zeitpuffer.

Reichweite

Die Schätzung der Reichweite beim e-Golf, sowie bei den meisten E-Autos hat eine Schwäche.

Die rechnet in einer Dimension:

Die Erde ist flach.

Die 2. Dimension.

Bezüglich Berge gibt es mehrere Nachteile beim E-Auto.

Umso höher, umso kälter.

Umso kälter, umso weniger Akkuleistung...

Noch haben E-Autos einen richtig schweren Akku. Der muss halt auch mit auf den Berg. Und da kommt die 2. Dimension, die Höhe ins Spiel. Die Karten der Navis und der Autos rechnen nicht mit der Höhe. Wenn die Schweizer ein E-Auto gebaut hätten, hätte es diese Probleme nicht gegeben. Aber der e-Golf kommt nicht aus „Hoch“-, sondern aus „Flach-“ oder „Nieder“-Sachsen, und das haben wir rasch gespürt.

Der Ögreissler beschaut die Tulpen der Gärtnerei Koll in Groß-Enzersdorf beim Autokino

Wer schon mal in Niedersachsen war, der versteht das*.

In Österreich gibt es auch Flachland, das Marchfeld zum Beispiel. Das Marchfeld ist die einzig übrig gebliebene Polderlandschaft Österreichs nach dem Zusammenbruch des Habsburgischen und des Nazi-Reiches. Im Marchfeld blüht der dänische Raps, wachsen die Windräder wie holländischer Spargel aus dem Boden und gibt es beim Autokino die endlosen Tulpenfelder der Gärtnerei Koll. Da kommt der Ögreissler her.

Eindimensionale Schätzungen der Reichweite gehen sich dort bestens aus. Höchstens der Gegenwind verringert manchmal die Reichweite. Das Gegenwind-Problem jedoch lösen bald die biodiversen Hecken von micromacro. Die sind nämlich auch ein sehr effektiver Windschutz.

  • Nach 1 km am Berg: „Ping“ Warnung „Strom reicht nur noch für 30 km.“  Noch waren 24 km zu fahren, kein Problem.
  • Nach 3 km am Berg: „Ping“ Warnung “ Das Ziel kann voraussichtlich nicht mehr erreicht werden“. Armand bleibt cool: „23 km Anzeige geht sich locker aus, halt nur mehr 70 km/h fahren, um auf sicher zu gehen und wenn möglich ausrollen lassen“. Leider gibt es bergauf wenig Gelegenheit bei gleichbleibender Geschwindigkeit auszurollen…
  • Nach 5 km am Berg: der Ögreissler: „Das wird knapp, der zeigt nur mehr 11 km Reichweite an. Armand, kannst mal schauen wo es in der Nähe Tankstellen gibt?“ Armand nimmt sein Smartphone. Es hat leider keinen Empfang. Der Niko wird langsam etwas unrund und unruhig. „Ögreissler, da steht nur mehr 8 km.“ Armand meint: „na, das geht sich locker aus, da steht eh 19 km.“ Armand schaut jedoch auf die falsche Anzeige, das ist der Abstand zum Ziel.

Kurze Zeit später dann wieder Ping: „Warnung extrem niedriger Akkustand“, eine Schildkröte erscheint auf dem Tacho. “ Eingeschränkte Leistung, nicht notwendige Funktionen werden runtergefahren“. Der Ögreissler sucht im Auto Navi, da gibt es keine Tankstellen im Umkreis von 5 km.

Ausfahrt Krumbach Schild auf der Süd Autobahn

Ein Schild worauf steht Krumbach 400 m. Die Anzeige gibt uns noch 5 km Reichweite. Wir sind auf einer Baustellenstrecke mit schmäleren Autobahnspuren für die nächsten 5,8 km ohne Pannenstreifen. Eine eher ungute Stelle, um kraftlos liegen zu blieben. Der Ögreissler: „Schnell, schaut mal ob es in Krummbach eine E-Tankstelle gibt,  …“.

Trotz 50 km/h nicht runtergefahren, das Auto hat sicherlich noch irgendwo etwas Reserve.

Der Niko hat Empfang! 🙂 Die nächste Tankstation Zöbern sollte eine Ladesäule haben.

Akku zeigt 0 an 1 km noch bis zum Oldtimer Zöbern

noch 1 km nach Zöbern…

Die Tankanzeige steht nun bei 0. Mehr als 50 km/h schaffen wir nicht, wieder irgendein Alarm macht „Ping“, und diese Süd-Autobahn geht weiterhin steil nach oben… Niko wird panisch und ruft sein Team an das bereits in Allerheiligen bei Wildon ist: „Wir schaffen das nicht rechtzeitig, ich hab mich noch nie so unmobil gefühlt, wie in dieser unausgereiften Technologie“.

Aber wir schaffen es. Wie im Beitragsbild zu sehen ist, war die Erleichterung gross, als wir das Auto an die Starkstromleitung angehängt haben. 2% Akku-Ladestand zeigte die Säule. Während Armand sein Handy zuckt um ein Bild zu machen, greift Niko zum Beruhigungsmittel seiner Wahl, um wieder runter zu kommen. Das Bild zeigt schon 5%, die 50 kW Leitungen können was 🙂

Ladesaule zeigt 5%

E-Auto Ladesäule in Zöbern zeigt 5%

In der nächsten Folge

Wieso wir dann doch noch zu spät eingetroffen sind, aus welchen verschiedenen Gründen Stromtankstellen nicht funktionieren, wieso Niko begeisterter Fan der steirischen Tracht geworden ist, und wo die „coolste“ After-Party am Wechsel in der Nacht vom 19 auf den 20 stattfand, aber auch Tipps von Armand für ein erfülltes monogames Sexleben nach 20 Jahre Ehe, und weshalb wir erst nach 3 Uhr Morgens daheim waren…

Das alles kommt, nachdem ihr beim Greenstart-Finale unter diesem Link für uns abgestimmt habt, wir 3 gewonnen haben und ich wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben habe.

https://greenstart.at/voting/

 

*Im voriges Leben hat der Ögreissler 6 Jahre in Buxtehude, wo der Hund mit dem Schwanz bellt, gelebt.